Untersuchungsausschuss rückt näher | Bafin-Beschäftigte handelten mit Wirecard-Aktien

Der Wirecard Skandal hat auch eine politische Dimension. Nach Presseberichten brachte eine Anfrage der Grünen private Aktiengeschäfte von Mitarbeitern der BaFin und weitere Beratungsmandate früherer Spitzenpolitiker zutage.

Danach handelten Beschäftigte der Finanzaufsicht Bafin in den Monaten vor der Wirecard-Pleite verstärkt mit Papieren des Zahlungsanbieters. Im ersten Halbjahr 2020 entfielen nach Presseberichten 2,4 Prozent aller gemeldeten privaten Finanzgeschäfte von Bafin-Mitarbeitern auf Geschäfte mit Wirecard-Aktien oder -Aktienderivaten. Im Gesamtjahr 2018 lag der Anteil demnach nur bei 1,2 Prozent, 2019 bei 1,7 Prozent.

Die BaFin ist den Vorwürfen entgegengetreten: Die Zunahme des Handels mit Wirecard-Papieren sei auf die höheren Schwankungen des Aktienkurses durch die Medienberichterstattung und die Ad-hoc-Meldungen des Unternehmens zurückzuführen, hieß es nach den Presseberichten in der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf die Anfrage der Grünen. Die verstärkten Wirecard-Aktiengeschäfte der BaFin-Mitarbeiter seien im Vergleich zu anderen Dax-Werten, bei denen die Volatilität gestiegen sei, „nicht ungewöhnlich bzw. nicht auffällig.“

Zudem habe sich auch der frühere Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust (65, CDU, beim Bundeskanzleramt für das Unternehmen eingesetzt. Dabei ging es aber nach den Veröffentlichungen um den geplanten EU-China-Gipfel in Leipzig (unter anderem zu einem eventuellen Begleitprogramm für Unternehmen) und nicht um Vorwürfe gegen Wirecard oder den Aktienkurs des Unternehmens.

Die Grünen halten einen Untersuchungsausschuss nach Presseberichten für wahrscheinlich, wenn nicht die Sitzung des Finanzausschusses Ende August mehr Klarheit bringt.

Vorbehaltlich weiterer und anderer Informationen dürfte die politische Dimension des Wirecard Skandals aber für eventuelle Ansprüche von Anlegern, Beschäftigten und Vertragspartnern von Wirecard ohne Bedeutung sein.